Früher haben wir noch die Stirn gerunzelt, wenn jemand seine IT-Aufgaben nach Indien auslagerte. Heute können wir dies selbst tun. Dienste wie Fiverr oder 99designs bieten die schnelle und unkomplizierte Erledigung von Freelance-Aufgaben an. Kann man das guten Gewissens nutzen?
Das neue Firmenlogo, ein Intro für den YouTube-Kanal oder gar eine Voiceover-Stimme für das Imagevideo. All das waren früher Jobs, für die man sich erst einmal auf die Suche nach dem passenden Dienstleister oder eben Freelancer machen musste. Heute buhlen Börsen wie die genannten Seiten um solche Aufträge und versprechen, diese in Windeseile zu lösen. Und das zu teils erstaunlichen Preisen. Geht das?
Fiverr – eine Website für 20 Euro?
Der populärste Dienst dieser Art ist sicherlich fiverr.com. Der Name stammt vom Versprechen, kleine Jobs für einen „Fünfer“ zu erledigen. Auch wenn es solche Angebote noch gibt, bewegen sich die meisten kleinen Dienstleistungen eher im gehobenen zweistelligen oder niedrigen dreistelligen Bereich.
Man findet hier mittlerweile zu fast jeder benötigten Tätigkeit entsprechende Dienstleister. Vom Logodesign bis zur ganzen Website, vom Voiceover bis zur kompletten Videoanimation, von der WordPress-Website bis zu komplexen Programmieraufgaben. Wer beispielsweise eine Website in WordPress erstellen lassen möchte, kann dies hier offensichtlich schon ab knapp 20 Euro tun. Ein näherer Blick offenbart allerdings, dass es dann um rudimentäre 2 Seiten geht, die wären hierzulande schon mit einem rechtssicheren Impressum und dem Datenschutz gefüllt, um beide Inhalte muss man sich natürlich selbst kümmern. Mehr kostet dann auch gleich mehr und wer seine Seite ständig aktualisieren muss, stößt hier schnell an seine Grenzen.
„Komplexe Dienstleistungen wie eine ganze Website sollte man nicht outsourcen, ohne sich der Konsequenzen bewusst zu sein“
Die Discountangebote kommen typischerweise aus Asien, aber auch in den USA sitzen viele der Anbieter. Wer intensiver sucht, findet auch deutsche Angebote, was sicherlich die Kommunikation erleichtert. Dafür ist das Preisgefüge dann naturgemäß anders. Was man ebenfalls bedenken sollte: Sind nach einiger Zeit Anpassungen notwendig, dann kann es leicht sein, dass der Anbieter schon nicht mehr auf Fiverr aktiv ist. Dann beginnt das Kommunikationsspiel von neuem.
Unschlagbar für Logos und Co.
Nicht unterschätzen sollte man aber den Nutzwert, den Seiten wie Fiverr.com zum Beispiel beim Gestaltungsprozess eines Logos bieten. Das beginnt bei der Inspiration, die man sich bei den verschiedenen Anbietern holen kann und reicht bis zu vielfältigen Entwürfen, die man für relativ kleines Geld bekommen kann. Die meisten Anbieter liefern schon für weniger als 100 Euro eine Handvoll Entwürfe. Dehnt man diesen Prozess auf mehrere Anbieter aus, bekommt man eine spannende Bandbreite an Entwürfen und kann dann mit den bevorzugten Kreationen weiterarbeiten. Vorbei die Zeit, in der mal eben die Frau vom Chef oder der ach so kreative Azubi für das Logodesign zuständig war.
„Vorbei die Zeit, in der mal eben die Frau vom Chef oder der ach so kreative Azubi für das Logodesign zuständig war“
Aber nicht, dass wir uns falsch verstehen. Wer sich eine nachhaltige Firmen-CI aufbauen will und diese auch langfristig entwickeln muss und möchte, ist sicherlich bei einem dauerhaft erreichbaren Designbüro besser aufgehoben. Nichtsdestotrotz ist das kreative Potenzial eines Dienstes wie Fiverr nicht zu unterschätzen.
99designs – Wettbewerb als Grundgedanke
Einen anderen Ansatz verfolgt die Website 99designs.com. Das Portfolio ist hier designlastiger. Vom Logoentwurf über eine komplette CI bis hin zum Webdesign, aber auch Albumcover (Wer kennt das noch?), Flugblätter, Flyer und Infografiken sind lieferbar. Selbst T-Shirt-Designs werden angeboten. Grundsätzlich bekommt man bei 99designs mehrere Vorschläge zur Auswahl. Vorab gilt es aber, die eigenen Anforderungen zu spezifizieren. Man wählt die entsprechende Kategorie und legt dann zunächst anhand einiger Vorschläge fest, welche Stile man bevorzugt. Dann definiert man noch den Charakter seiner Marke und kann optional eines oder mehrere Farbschemen festlegen.
Dann folgt das eigentliche Briefing, denn natürlich muss man den Produktnamen und einen eventuellen Slogan eingeben. Darüber hinaus kann man seine Organisation charakterisieren und Details zur angepeilten Zielgruppe übermitteln. Dann folgt die Auswahl des gewünschten Pakets, diese unterscheiden sich nicht nur nach der Anzahl der gelieferten Entwürfe, sondern auch durch die Qualität der Designer. In unserem Beispiel haben wir mal einen Entwurf für ein Logo sowie ein Brand-Design angefragt. Die Pakete reichen hier von 389,- bis 1.399 Euro. Die Einstiegsvariante soll rund 30 Designs liefern, bei den größeren Paketen sind es bis zu 50 und im höchsten Paket kommen nur Top Level Designer zum Einsatz. Alternativ kann man aber auch seinen eigenen Preis festlegen. Dann stehen noch unterschiedliche Optionen zur Wahl. Das beginnt beim persönlichen Betreuer, der den Briefing-Prozess optimieren soll, reicht über eine verkürzte Dauer bis hin zur Möglichkeit, für den eigenen Designwettbewerb zu werben. Das Ganze hat ein wenig den Charakter einer eBay-versteigerung und vermittelt den Eindruck, dass das eigene Briefing ohne solche Maßnahmen nicht ausreichend wahrgenommen wird.
Besser safe als sorry
Wer Designs zum Discountpreis einsetzen möchte, sollte sich vor der womöglich geschäftlichen Verwendung informieren, ob diese nicht irgendwo kopiert wurden. Bei Logos hilft da zur Orientierung schon mal eine einfache inverse Bildersuche bei Google. Wer sein ganzes Unternehmen auf so einem Entwurf aufbaut, sollte weitergehend recherchieren.
Logo-Generator? Auch das gibt es
Wer es noch direkter und unkomplizierter haben möchte, fragt sich wahrscheinlich, ob es nicht direkt die Möglichkeit gibt, sich sein Logo auf einer Website erstellen zu lassen. Die Antwort lautet – wie fast immer im Internet – natürlich: „Ja“. Eine dieser Seiten ist logoshuffle.com. Dort wählt man einen Namen, einen Slogan, optional unterschiedliche Grafiken und ein Farbschema und schon generiert die Website unterschiedlichste Logos. Hat man sich für eines entschieden, kann man es mit wenigen Klicks kaufen, die kleinste Variante für gerade mal 29 Euro liefert allerdings auch nur ein niedrig aufgelöstes PNG. Für 79 Euro gibt es die skalierbare Variante in Farbe, Grautönen und einen Satz PNGs in unterschiedlichen Größen. Das Luxus-Angebot für 99 Euro bietet gleich noch einen Styleguide mit Farbangaben in CMYK und RGB sowie Anleitungen zur Typographie. Klar, hier gibt es keine x-fachen Überarbeitungen, aber dafür ist man auch in wenigen Augenblicken fertig.
www.logoshuffle.com