Daniela Schulze von Drees & Sommer ist Architektin und Pionierin, wenn es um die Gestaltung innovativer Arbeitswelten geht. Mit einem klaren Fokus auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden und einer Prise kölscher Lokalkultur hat sie für den Standort Köln eine lebendige Bürofläche geschaffen, die weit über Schreibtische und Sitzordnungen hinausgeht. In diesem Interview spricht sie mit unserem Chefredakteur Frank Kreif über die Herausforderungen, Erfolge und Trends, die moderne Bürowelten prägen – und wie selbst Sparkassen neue Maßstäbe in Sachen Arbeitgeberattraktivität setzen.
Daniela, wärst Du so nett, dich kurz vorstellen?
Sehr gerne. Ich bin Daniela Schulze, Architektin von Beruf. Ich habe in Koblenz und Köln studiert und schon als studentische Mitarbeiterin bei Drees & Sommer, kurz Dreso, angefangen. Nun bin ich seit 20 Jahren bei Dreso, habe klassisches Projektmanagement gemacht und verschiedenste große Projekte wie Krankenhäuser und Bildungsbauten begleitet. Mein Schwerpunkt liegt mittlerweile jedoch auf Verwaltungsbauten. Vor acht Jahren habe ich den Bereich „New Work User-Central Consulting & Design“ aufgebaut und bin nun in NRW für sämtliche New-Work-Projekte von Dreso verantwortlich.
Wie ist es, wenn man plötzlich für das eigene Projekt verantwortlich ist? Ist das mehr Freude oder Last?
Es ist beides. Interne Projekte sind oft eine Herausforderung, weil man nicht nur mit dem eigenen Fachwissen konfrontiert ist, sondern auch mit der Expertise der Kollegen. Vor 13 Jahren durfte ich das erste interne Projekt begleiten, als wir in Köln in eine neue Mietfläche gezogen sind. Rückblickend ist es jedoch immer wieder schön zu sehen, was entstanden ist, und dass die Kollegen sich mit den Ergebnissen wohlfühlen.
Gab es eine dringende Notwendigkeit zum Umbau? War dies durch Corona und Remote Work bedingt oder einfach an der Zeit für eine Auffrischung?
Beides. Corona und das mobile Arbeiten haben einiges verändert. Unsere Mietfläche hatte sich in den letzten Jahren ebenfalls durch Zubuchungen vergrößert, was eine gewisse Heterogenität erzeugt hat. Daher wollten wir eine einheitliche Fläche schaffen und unseren Standort ganzheitlich gestalten. Vor Corona hatten wir bereits Schritte in Richtung mobile Arbeitsweise unternommen, aber durch die Pandemie haben sich die Anforderungen und Erwartungen nochmals verschoben.
Ihr habt die Bürofläche von 320 auf 160 Arbeitsplätze reduziert. Ist das das übliche Auslastungsverhältnis, das auch in anderen Projekten beobachtet wird?
Ja, das kommt hin. Wir beginnen jedes Projekt mit einer Analyse und setzen auch unser eigenes Projekt so auf, wie wir es bei Kunden tun würden – mit einer Nutzerbedarfsanalyse. Bei uns liegt der Desksharing-Quotient bei 1:2, also etwa 200 Mitarbeitende und 100 Arbeitsplätze. Das liegt an der Arbeitsweise: Viele sind mobil unterwegs, ob bei Kunden oder auf Baustellen. Bei Kundenprojekten sehen wir ähnliche Quoten, aber das variiert je nach Branche und Unternehmensstruktur.
Eure Gestaltung setzt stark auf Lokalkolorit mit Bereichen wie „Büdchen“ und „Dom“. Entstand das aus der Mitarbeiterbefragung oder war es ein Grundgefühl?
Eine Kombination. Die Befragung hat den Wunsch nach mehr Pflanzen, Farbe und Vielfalt deutlich gemacht. Zudem war es uns wichtig, durch ein Storytelling die Kölner Identität spürbar zu machen. So entstand das Konzept mit den vier Bereichen: „Marktplatz“ für Begegnung und Kommunikation, „Dom“ für konzentriertes Arbeiten, „Stadtgarten“ als multifunktionale Fläche für Veranstaltungen, und das „Büdchen“ als bewusst lebhafter Raum, in dem Material und persönliche Gegenstände Platz finden.
Ihr legt Wert auf Identitätsstiftung – gerade in Zeiten, in denen Remote Work das Gefühl für das Unternehmen beeinträchtigen kann. Wie gelingt euch das bei Dreso?
In Köln funktioniert das sehr gut. Ich kenne den Standort und die Kollegen seit 20 Jahren, daher ist mir der Dreso-Spirit sehr wichtig. Unsere zentrale Lage spielt dabei ebenfalls eine Rolle, und wir haben nie einen Aufruf gemacht, ins Büro zurückzukehren. Dennoch kommen die Kollegen von sich aus, auch weil das neue Konzept sie neugierig gemacht hat. Zudem setzen wir auf eine offene Raumstruktur ohne feste Homebases, um Begegnungen zu fördern und so die Identität des Standorts zu stärken.
Welche Trends beobachtest du in Bezug auf Arbeitswelten und wie setzt ihr das in euren Projekten um?
Der Ansatz beginnt immer bei den Mitarbeitenden und ihrer Arbeitsweise. Oft wird versucht, das bestehende Arbeiten einfach auf das zukünftige zu übertragen, doch wir gehen gezielt in Interviews und Analysen, um die tatsächlichen Bedürfnisse zu ermitteln. So können wir die Immobilie optimal mit der Nutzung in Einklang bringen. Das bedeutet, dass bei uns der Mensch im Fokus steht und nicht das Gebäude allein.
Gibt es Branchen, die in der Umgestaltung der Arbeitswelt besonders stark nach vorne streben?
Die öffentliche Hand hat in den letzten Jahren viel Potenzial gezeigt, getrieben von den Erkenntnissen der Pandemie. Gerade Stadtverwaltungen haben gemerkt, dass mobiles Arbeiten gut funktioniert und die Digitalisierung von Prozessen essenziell ist. Auch Sparkassen beispielsweise haben ihre klassischen Beratungsräume zunehmend angepasst, um in den Dialog mit den Menschen zu gehen und an ihrer Arbeitgeberattraktivität zu arbeiten.
Vielen Dank, Daniela, für das spannende Gespräch und die Einblicke in eure Arbeit.
Danke ebenfalls, es war mir eine Freude!